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Posté le: juin 6, 2019 | Auteur: Dr Vincent Boureau | Catégories: Verhalten

„ Um keine schädlichen Folgen von übermäßigem Stress zu erleiden, den man manchmal auch als over-stress (Überspannung) bezeichnet, können viele Maßnahmen ergriffen werden. “

Empfehlungen Vincent Boureau

Das nervöse Pferd

Im Pferdesport bedeutet ein nervöses Pferd auch Reaktivität, Impulsivität und Schnelligkeit. Es wird aber oft von der Nervosität bei Sportpferden als Faktor für Leistungsminderung gesprochen. Die Nervosität eines arbeitenden Pferdes kann verschiedene Ursachen haben. Ein besseres Verständnis darüber ermöglicht es, negative Auswirkungen einzuschränken.

Stress und Leistung

Das Pferd ist ein Haustier, das heute wegen seiner sportlichen Fähigkeiten verwendet wird, auch wenn es weltweit immer noch viele Arbeitspferde gibt. Aus ethologischer Sicht bleiben die Grundbedürfnisse dieselben: soziale Kontakte mit Artgenossen, instinktives Herdenverhalten, Grundnahrungsmittel Heu usw. Die sportliche Leistung, unabhängig von der Disziplin, ist Stress verursachend — sowohl physischer — als auch psychischer Art. Aus biologischer Sicht drückt sich der Stress durch Aktivierung von zwei sich ergänzenden Alternativen aus:

  • Nervöse Art: Das sympathische System ist ein autonomes Nervensystem, das bedeutet, nicht willentlich und nicht bewusst, das den Organismus veranlasst, auf anfallenden Stress wirkungsvoll zu reagieren: Beschleunigung des Herzrhythmus, Verschärfung der Sinne, Mobilisierung von Energiereserven usw. Seine Aktivierung führt zu sichtbaren Zeichen, die als neurovegetative Zeichen bezeichnet werden.
  • Neuro-hormonale Art: Die Ausschüttung von Stress-Neurotransmittern (Adrenalin und Noradrenalin) im Gehirn ermöglicht es, verschiedene Organe über die Hormone zu aktivieren, insbesondere die Ausschüttung von Cortisol ins Blut. Man kann also die Nervosität feststellen an:
  • neurovegetativen Anzeichen: Schwitzen, Speichelfluss, Blässe der Schleimhaut, beschleunigte Atmung, Erweiterung der Pupillen, Erhöhung des Herzrhythmus, Erweiterung der Blutgefäße in der Haut, wiederholte Defäkation usw.
  • verhaltensmäßigen Anzeichen: motorische Unruhe, Zähneknirschen, Hypersensibilität, Hyperreaktivität.

Die Reaktion auf Stress erfolgt sowohl auf körperliche als auch auf verhaltensmäßige Art. Solange der Stress nicht die Anpassungsfähigkeit des individuellen Pferdes übersteigt, ist er nicht unvereinbar mit Leistungsfähigkeit.

Kognitive Fähigkeiten von Pferden

Das Pferd ist ein intelligentes Tier und hat besonders entwickelte sensorische Fähigkeiten: Sicht, Gehör, Geruch, Tastsinn und Geschmack verleihen ihm eine feine Wahrnehmung der Umwelt. In bestimmten Situationen ist es fähig, die wahrgenommenen sensorischen Informationen aufzunehmen, sich an die erlebte Situation zu erinnern und daran zu gewöhnen. In einer Stresssituation reagiert das Pferd wie ein Beutetier mit Reaktion anstatt Reflexion. Sein Gedächtnis ist eher fotografisch als dynamisch.

Das emotionale Gehirn richtet sich nach dem Gewohnten und lässt den veranlagten und rettenden Reflex der Flucht aufkommen.

Diese Gehirnfunktion findet sich im Lernprozess wieder. Man kann daher verstehen, weshalb selbst kleine Veränderungen im gewohnten Umfeld oder Zusammenhang das emotionale Gleichgewicht des Pferdes verstören können, so dass es das Erlernte verliert und dem Fluchtinstinkt nachkommt.

Überschreiten der Anpassungsfähigkeit und Beeinträchtigung des Wohlbefindens

Verschiedene Faktoren können zu einer Überschreitung der Wahrnehmungsfähigkeiten des Pferdes führen und zum Verlust seiner Anpassungsfähigkeit, insbesondere die Angst und das Widerspenstigkeitssyndrom. Bei einer Angst verursachenden Situation ist die angeborene Reaktion des Pferdes, einem Beutetier, die Flucht. Wenn die Flucht unmöglich ist, besteht die Angst weiterhin und die Anzeichen von Nervosität werden eindringlicher und sichtbar. Die Angst kann aufgrund ihrer neurobiologischen Folgen jegliche Lernfähigkeit zunichte machen und den Erinnerungsprozess des Pferdes bei der Arbeit vernichten. Das Widerspenstigkeitssyndrom bei arbeitenden Pferden wird als Auftreten von vermeidenden Verhaltensweisen definiert, was von einfachem Zurückweichen bis zu aggressivem Verhalten reichen kann. Diese erworbenen Verhaltensweisen können verursacht sein durch:

  • eine verhaltensmäßige Bekundung von Schmerz: Das plötzliche Auftreten anormaler Nervosität bei einem zuvor leistungsstarken Pferd muss in erster Linie dazu führen, das Vorliegen von Schmerzen zu suchen.
  • ausweichendes Lernverhalten: Die Lernprozesse, die bei Pferden, wie auch bei vielen Haustierarten, verwendet werden, basieren auf den Prinzipien operanter Konditionierung. Die Verwendung von angebrachter positiver Verstärkung (Belohnung) und negativer Verstärkung (Entfernen eines aversiven Stimulus) bildet die Basis des Pferdesports und ermöglicht es dem Pferd, das Erlernte zu memorisieren. Andererseits kann die Verwendung von Bestrafungen außerhalb des Zusammenhangs, zum Beispiel eine nachfolgende Bestrafung, ausweichendes Verhalten und Nervosität beim Pferd verursachen.

Die Nervosität bei Sportpferden kann somit Zeugnis eines emotionalen Konflikts des Tiers sein, sei es in Verbindung mit einem körperlichen Problem, insbesondere schmerzverursachende Probleme, sei es in Verbindung mit einer schlechten Anwendung der Lernregeln in der sportlichen Praxis.

Lebensqualität verbessernde Faktoren der arbeitenden Pferde

In der Praxis können verschiedene Maßnahmen getroffen werden, um nicht die Folgen von übermäßigem Stress, der manchmal auch als Überspannung bezeichnet wird, zu erleiden:

  • Die Ernährung bleibt die Hauptmotivation beim Pferd, das im natürlichen Umfeld mehr als 60% seiner Zeit mit dem Weiden verbringt. Ein Nahrungsmittel wählen, das die Zeit der Nahrungsaufnahme erhöht und zur Lebensqualität des Sportpferdes beiträgt, das vielmehr ein lang anhaltendes Sättigungsgefühl verleiht als eine massive und punktuelle Energiezufuhr. Frustration durch die Ernährung begünstigt den Stress und das Auftreten von Verhaltensproblemen.
  • Die Aufrechterhaltung der sozialen Kontakte mit Artgenossen bleibt eine der hauptsächlichen Beruhigungsquellen für Pferde, die dabei die Perioden starken psychologischen Drucks bei der Arbeit kompensieren können. Soziale Isolierung ist eine Quelle für Aggression.
  • Die Bereicherung des Lebensumfeldes erfolgt sowohl durch die Unterbringung (Einrichtung des Stalls, der den Kontakt mit Draußen begünstigt) als auch durch die regelmäßige sportliche Aktivität. Hypostimulierung begünstigt das Auftreten von anormalem Verhalten, insbesondere von Stereotypen.
  • Die Einhaltung der Regeln im Lernprozess in der Sportpraxis ermöglicht es, eine positive Beziehung zwischen Pferd und Mensch zu bilden. Im Alltag begünstigen das Striegeln oder andere positive Interaktionen außerhalb der Arbeit das Wohlbefinden des Pferdes.

Der Stress gehört zum Leben von Sportpferden. Er ist erforderlich, um sich anzupassen und am Besten auf Umgebungsveränderungen zu antworten. Wenn jedoch die Toleranzgrenze des Tieres überschritten wird, und übermäßige Nervosität zur Folge hat, ist dies der Leistung des Sportpferdes und seiner Lebensqualität nicht zuträglich. Die Kunst des Profis liegt allein darin, die richtige Mitte zu finden.

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